Tief im Westen
Große Inkrotts wohnen Galgheide 13
Von Tobias Chmura
Telgte. Ein Straßenschild an der Bundesstraße 51 heißt die Autofahrer aus Münster kommend im Kreis Warendorf willkommen, nur kurz dahinter befindet sich das wohl am weitesten westlich gelegene Haus Telgtes - direkt an der Stadt- und Kreisgrenze.
Der Gebäudekomplex neben der Bundesstraße ist seit über 100 Jahren in Familienbesitz, wie Thomas Große Inkrott, 38, berichtet. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ute Kutscher, 42, und den beiden Kindern Jessica, 13, und Maike, 10, wohnt der Tischler in der Galgheide Nummer 13. „Früher stand hier einmal eine Villa, die allerdings 1945 bis auf die Kellerdecke abgerissen worden musste“, erläutert Thomas Große Inkrott, dass das Familienhaus der Einflugschneise des damals noch unmittelbar hinter dem Grundstück befindlichen Militärflughafens im Weg stand. Erst in den 50er Jahren baute Große Inkrotts Vater das Anwesen zu einem Bauernhof wieder auf. Bis die Familie 1973 die Landwirtschaft aufgab, gehörte vor allem die Viehzucht zur Einnahmequelle.
Heute lebt Mutter Hildegard Große Inkrott, 64, in dem altem Wohnhaus, das zur Bundesstraße gelegen ist. Thomas Große Inkrott baute die alte Scheune zur Wohnfläche um und genießt die Randlage tief im Westen. „Ich habe auch mal drei Jahre in Telgte gewohnt, aber dort fiel mir die Decke auf den Kopf“, gibt der Tischler zu, kein Stadtmensch zu sein. Für Lebensgefährtin Ute Kutscher kann das Haus gar nicht weit genug vom Telgter Ortskern entfernt liegen, denn desto kürzer ist ihr Arbeitsweg als Sachbearbeiterin bei einer Wirtschaftsberatung in Münster. „Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit. Durch unsere Wohnlage muss ich nur neun Kilometer zurücklegen.“
Trotz der Nähe zu Münster und Handorf fühlt sich die Familie ganz der Emsstadt zugehörig. „Allein schon durch die Kinder, die in Telgte die Schule besuchen, spielt sich auch alles andere in Telgte ab", erklärt Kutscher, dass Einkäufe und Besorgungen meist hier am Ort getätigt werden, obwohl die Entfernung nach Handorf sogar etwas kürzer ist.
Jessica und Maike genießen das Leben auf dem Land vor allem deshalb, weil man sich überall frei bewegen könne. „Und hier stört es niemanden, wenn ich die Musikanlage laut aufdrehe", erklärt die 13-jährige Jessica einen großen Vorteil. An den weiten Schulweg hätten sie sich gewöhnt, bestätigen die beiden Schwestern.
Thomas Große Inkrott zieht nichts vom Stadtrand weg. Bedenken hat er nur, falls die Bundesstraße in ferner Zukunft einmal vierspurig ausgebaut werden sollte. „Immer mal wieder liest man etwas darüber. Wenn es irgendwann wirklich so weit ist, dann könnten wir vom Balkon meiner Mutter den Autos aufs Dach spucken.“