Johann Henrich Neitler
geboren: 21.6. 1766
verheiratet: am 25.10. 1791 mit Anna Maria Christina Haselhorst
gestorben:
Johann Henrich Neitler und Anna Maria Christina Haselhorst
Die Vermählung des jugendlichen Paares fand statt an. 25. Okt. 1791 Ein Jahr später gab es bei Grosse Inkrotts seit langem wieder einmal junges Leben. Hatte es In der letzten. Ehe gar keine Kinder gegeben, so gab es hier, zum erstenmale gleich ein Zwillingspärchen, nämlich:
1) Georg Henrich, get. 19. X. 1792.
Taufpaten: Jürgen Henrich Gr. Inkrott (Neitler), Maria Elisabeth Inkrott.
2) Anna Maria, get. wie oben.
Taufpaten: Johann Hermann Derhake, Anna Maria Stricker.
3) Anna Maria Christina Elisabeth, get. 23. VIII. 1795
Taufpaten: Jürgen Henrich Kohues, Anna Maria Elisabeth Haselhorst.
Anna Maria Christina Elisabeth wanderte nach Nordamerika aus, nachdem sie sich am 17. VII. 1832 mit Johann Bernhard Sieveneck, Ostbevern, vermählt hatte.
4) Anna Maria Christina, get. 30. VII. 1799Taufpaten: Anna Maria Haselhorst, Joh. Herm. Kohues. Auch Anna Maria Christina wanderte nach Amerika aus. Vorher vermählte sie sich mit einem Schirl oder einem Röer, Ostbevern.
5) Anna Maria Gertrud, get. 7. IV. 1806.
Taufpaten: Anna Maria Immenkamp, Stephanus Inkrott.
Wie ihre beiden Schwestern, wanderte auch Anna Maria Gertrud mit ihrem Ehemanne Bernhard Heinrich Sieveneck, Ostbevern, mit dem sie am 23. VIII. 1836 getraut worden war, nach Amerika aus. Wie in der Heimat, so betrieben sie auch in Amerika fortan Landwirtschaft.
6) Maria Anna, get. 4. III. 1808. Sie wurde Hoferbin.
Offenbar war der älteste Sohn Georg Henrich nicht gesund, denn er starb (wahrscheinlich) am 8. II. 1845, als seine jüngste Schwester Maria Anna den Hof schon angetreten hatte.
Volle 45 Jahre hatten Johann Henrich Neiteler und Anna Maria Christine Haselhorst den Hof in Besitz. Auch sie erlebten stürmsche Zeiten. Die sogen. Koalitionskriege, in die zeitweilig auch Preußen gegen Napoleon eintrat, brachten den Bauern lästige Einquartierung seitens der Preußen. Die Folge der Kriege war eine ungeahnte wirtschaftliche Teuerung; der Malter Roggen, der 1790 sechs Taler gekostet hatte, war bis zum Jahre 1802 auf 27 Taler gestiegen. Dazu kamen erhöhte Steuern, da die preußische Staatskasse erschöpft war. Im Jahre 1804 trat ferner eine völlige Mißernte ein, sodaß es in der Landwirtschaft sehr schlecht aussah. In der unglücklichen. Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt wurde Preußen, das schon seit 1803 an die Stelle des alten Fürstbistums Münster getreten war, völlig besiegt und die Folge war, daß ein großer Teil des Münsterlandes als Herzogtum Berg zu Frankreich geschlagen wurde. Nunmehr hatten wir die merkwürdige Tatsache, daß der Hof Grosse Inkrott nicht mehr ein deutscher sondern ein französischer Hof war. Indes währte dieser Zustand nur sieben Jahre.
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Dieses geschichtliche Ereignis durften auf dem Hofe Grosse Inkrott Johann Henrich Neiteler und Anna Maria Christina Haselhorst erleben. Noch volle 27 Jahre sollten sie auf dem freien Hofe, der jetzt nicht mehr in der Hörigkeit des Hauses Bevern stand, schalten und walten. Sie, die Hörigkeit und Freiheit gleichermaßen gekannt haben, werden die Befreiung des Bauernstandes besser gewürdigt haben als wir, die wir aus eigener Erfahrung nur die Freiheit kennen, es vermögen. Indes sollte ihnen die „Freiheit“ durch die Aufbringung der Ablösebeträge zunächst noch vergällt werden, zumal im Jahre 1815 ein furchtbarer Hagelschlag fast die ganze Getreideernte vernichtet! und in dem Beverwiesen infolge von Überschwemmungen ein großer Schaden angerichtet wurde. Auch die Jahre 1816/17 brachten infolge fortwährenden Regens Mißernten. Es wäre fast zur Hungersnot gekommen, wenn nicht aus den Ostseehäfen Getreide hierhergeschickt worden wäre. Die Preise erstiegen eine riesenhafte Höhe.
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Die Jahre 1823 - 1825 zeichneten sich durch reichliche Ernte aus. Die Preise der Lebensmittel sanken dabei derart, daß der Bauer fast nicht mehr bestehen konnte. So kostete im Oktober 1823 der Scheffel Roggen nur 26 Slbgr., im November 1824 gar nur 17 Slbgr. 6 Pf., die Kartoffeln 6 Slbgr. 6 Pf. Wir sehen, auch Johann Henrich Neiteler gen. Grosse Inkrott war trotz seiner Freiheit noch nicht auf Rosen gebettet. Im Gegenteil, er hatte es schwerer als seine Vorfahren, da er doch die Ablöseschulden aufzubringen hatte. Erstsmalig konnte der Besitzer des Hofes Grosse Inkrott nunmehr selbständig seinen Hof den Erben übertragen, ohne seinen Gutsherrn danach fragen zu müssen. Erstmalig brauchten auch keine Gewinngelder mehr bezahlt zu werden, sondern die Mitgift der Braut blieb auf dem Hofe.
Wie schon oben erwähnt, wurde <link 114 - internal-link>Anna Maria Grosse Inkrott</link> Hoferbin.
Aus: Geschichte des Hofes und der Familie Große Inkrott Ostbevern von Alois Schröer, Seite 38-42